2010 Greven - Die Künstlerin Barbara Kamphusmann aus Münster zeigt in einer Ausstellung Installationen, großformatige Fotos, Objekte und Bilder. Hierzu führte sie Interviews mit ehemaligen Lehrern und Schülern aus der alten Dorfschule in Greven-Aldrup. Die Eröffnung findet am 25. April um 15.30 Uhr in der Alten Schule in Greven, Aldruper Brink, statt.
Für die Ausstellung erzählten viele Schüler von ihren reichhaltigen Erinnerungen. zum Beispiel vom lauten Trappeln der Kinderholzschuhe auf dem alten Eichenboden, vom alten Holzofen mitten im Klassenzimmer, von den Streichen gegenüber den Lehrern, von der Christenlehre und den Lönsliedern.
Damals ging man oft mit mehreren Geschwistern gemeinsam in die gleiche Klasse, denn die Schüler der ersten bis vierten Klasse gingen alle zusammen in einen Raum.
Im Zentrum der Ausstellung steht eine Installation aus acht großformatigen Leinenbahnen - bemalt mit Asche aus dem Holzofen und goldener Farbe. Zudem findet sich eine Installation aus teils angezündeten Holzscheiten und golden bemalten Holzstücken mit fernöstlich anmutenden, tiefroten Zeichen.
Beide Installationen beziehen sich darauf, dass in den Interviews die ehemaligen Lehrer und Schüler intensiv über ihre Kriegserinnerungen sprachen: Viele Schüler der Schule im Aatal kamen direkt nach der Schule an die Kriegsfront und starben dort. Der Lehrer, der selbst seine Kinder im Krieg hatte, musste die Todesnachricht den Eltern überbringen.
Im Rahmen der Ausstellung haben Besucherinnen und Besucher selbst die Möglichkeit, ihre Erinnerungen an die Schulzeit auf Schiefertafeln niederzuschreiben.
» Kunsthaus Aaschule, Aldruper Brink 33, 48268 Greven, 11 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung unter ' 02 51/23 35 26 oder im Internet: www.aaschule.de
Künstlerin Barbara Kamphusmann - hier mit dem Zeitzeugen Ulrich Wieners - stellt in der Aaschule aus. (Foto: Michael Hagel)
www.muensterschezeitung.de/kultur
GREVEN Alles an dieser Schule ist Idylle, alles wirkt wie aus der Zeit gefallen: Die einsame Lage im Tal des Flüsschens Aa. Der verwitterte Backstein aus der Kaiserzeit. Die beschlagenen Doppelglas-Fenster. Die hohen Räume mit den alten Kugelleuchten unter der Decke. Die Bauerschaftsschule in Greven-Aldrup ist ein durch und durch verwunschener Ort.
In diesem Refugium fern von allem, was moderne Kunst an Einflüssen und Botschaften aussendet, hat sich die gebürtige Französin und Wahl-Münsteranerin
Claude Cuntz ihren Traum einer Kunstschule verwirklicht. In ihr zeigt sie immer mal wieder recht ambitionierte kleine Ausstellungen, die sich oft mit der speziellen Magie dieses Ortes
auseinander setzen.
Zeitzeugen befragt
Noch bis Ende Mai läuft in Aldrup das vielleicht spannendste Kunstprojekt seit langem: „Schule ist aus ...“ heißt es und thematisiert die Historie dieser Bauerschaftsschule. Die münstersche
Künstlerin Barbara Kamphusmann hat mit ehemaligen Schülern und Lehrern der Aaschule gesprochen, hat sie erzählen lassen und somit die Geschichte des Ortes zum Kunstwerk veredelt. „Oral
history“ (mündliche Geschichte) heißt das Verfahren auf Neudeutsch, es ist unter Historikern schwer angesagt.
Ulrich Wieners kennt diesen Begriff nicht. Der 84-Jährige wuchs als Lehrersohn in der Aaschule auf. Die ersten 25 Jahre seines Lebens verbrachte er hier,
in der angegliederten Wohnung. Ein Zeitzeuge also. Er erzählte der Künstlerin, wie sein Vater in den Sommerferien den Eichenboden ölte und der danach stets wochenlang roch. Wie er mit seinen
Freunden im nahen Wäldchen ein Baumhaus baute. Wie während des Zweiten Weltkriegs eine Fünf-Zentner-Bombe in den Schul-Innenhof fiel – aber zum Glück nicht detonierte.
Leiden des Krieges
Ja, der Krieg. Er brachte auch in der Bauerschaft Aldrup viel Leid. Schüler der Aaschule kamen blutjung an die Front und starben. Der Lehrer musste den
Eltern die Todesnachricht überbringen. Barbara Kamphusmann hat all das tief beeindruckt. Ihre Installation „Asche-Licht“, acht großformatige, mit Asche und goldener Farbe bemalte
Leinenbahnen, will diese Spannung zwischen behütetem Landleben und plötzlichem Tod zeigen.
In einer Ecke des ehemaligen Klassenzimmers hat Kamphusmann Holzscheite gestapelt: angekokelte ebenso wie golden angemalte. „Asche-Gold“ nimmt Bezug auf
das unglaubliche Glück, das Ulrich Wieners‘ Familie hatte, als die Fliegerbombe im Schulhof nicht explodierte.
Es gibt noch mehr solcher assoziativer Kunstwerke. Sie alle regen an zum Nachdenken über damals und heute. Über eine Landidylle, deren Hülle zwar noch
unversehrt steht, deren Halbwertszeit nichtsdestotrotz begrenzt war. K Michael Hagel
Kunsthaus Aaschule, Greven, Aldruper Brink 33, Mi 14-16 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. (02 51) 23 35 26 (bis 30. Mai).
04.07.2011
GREVEN, 04.07.2011: Fünf Jahre Künstlerhaus Aaschule: Am ersten Juli-Wochenende hatten Claude Cuntz und die vielen anderen Maler und Bildhauer in ihre Ateliers geladen.
(Foto: Geschonke) zeigt die Installation „komlementär“ von Nathalie Arun
GREVEN. Fünf Jahre sind eine kurze Zeit. Für Claude Cuntz als Begründerin und Leiterin des Kunsthauses Aaschule und ihre 20 hier beheimateten Künstler gab es dennoch zahlreiche Gründe, die „Geburt“ der regionalen Institution in der Bauernschaft Aldrup mit einem Tag der offenen Tür zu feiern.
Ins Münsterland gerettet hat die ausgebildete Mathematiklehrerin Cuntz ihren charmanten französischen Akzent. 1988 ging die gebürtige Pariserin mit ihrem
deutschen Mann erst nach Heidelberg, wenige Jahre später nach Münster. „Ich musste meinen Weg finden“, resümiert sie heute.
Das Konzept eines Kunsthauses hatte sie mit nach Münster gebracht. Ende 2005 besichtigte sie die alte Aldruper Schule das erste Mal, am 1. Februar 2006 war
sie auch amtlich Besitzerin des renovierungsbedürftigen Hauses, das sie in seiner historischen Grundsubstanz bis heute erhalten hat: „Damals war ich sofort verliebt in das Haus. Ich habe alles
da, was ich brauche“.
Hier gehört man hin
Mit zehn Künstlern als Mieter der Ateliers hat sie begonnen. Von Anfang an hat sie immer wieder mit Ausstellungen und kulturellen Angeboten das Haus für die
Öffentlichkeit geöffnet: „Wir haben viele Besucher von Anfang an gehabt. Heute sind die Leute mehr an der Kunst interessiert. Am Anfang wollten sie die Schule besichtigen.“
Einer der neuen Mitbewohner im alten Gemäuer ist Otto Mertins. Vor vier Wochen hat der Gimbter sein Atelier bezogen: „Das hat mich von Anfang an sehr
angesprochen, weil alles so offen ist. Ich hatte sofort das Gefühl, hier gehöre ich hin“, sagt er am Tag der offenen Tür. Nach einer kurzen Ansprache von Claude Cuntz bereitete Ingrid Purwins den
zahlreichen Besuchern mit klassischer Musik einen feinen Einstieg in den gemütlichen Anschauungs-Rundlauf über Flure und durch Ateliers.
Kunsthaus Aaschule: Da, wo die Kunst zu Hause ist - Lesen Sie mehr auf:
http://www.grevenerzeitung.de/lokales/greven/Da-wo-die-Kunst-zu-Hause-ist;art967,1337509#1036705104