LandLeben 1
Die Stute im Stall fohlt. Sie hat es schon zehn Tage aufgeschoben. Der Winter zog sich lange hin. Es war immer noch viel zu kalt. Sie schafft das alleine in dieser Nacht - nach und nach - bis zur Nachgeburt. Es ist nicht ihr erstes Mal.
Das Fohlen galoppiert schon am ersten Lebenstag auf der Koppel und testet Stute und ihren Menschen nach allen Regeln der Kunst.
Welche eine Freude - und welch ein Sorge.
Der Vater heißt Devil, vordergründig freundlich charmant. Dahinter verschlagen, gemein. Er verhängt seit Jahren Flüche über die Reihe seiner Besitzer und Reiter. All seine Besitzer verloren bisher Haus, Hof, Weib, Besitz, Lebensfreude und Gesundheit.
Das Fohlen trägt seine Züge. Wie wird der erste Ritt sein? Es kann auf diesem Hof nicht bleiben. Wer wird das Landleben mit ihm
wagen?
alle Rechte N. Arun
LandLeben 2
Die Katze ist verschwunden. Ein Reh rennt verwirrt durch den Garten. Das Haus liegt in sengender Sonne. Ein romantischer Garten. Die Zikaden schlagen ihr
Stakkato. Vögel brüten, Mauerbienen bevölkern Ritzen, Frauenmantel und Männertreu weit verbreitet. Thymian, Salbei, Majoran und Lavendel locken mit reifem Duft.
Die Frau des Hauses sagt am Abend, es ist aus, schon lange. Am Morgen drauf geht der Mann zum Arzt, dann ins Haus zurück. Er will keinen Streit. Die Kinder
sind schon weg. Die Frau sitzt auf gepackten Koffern. Einen Monat später, an der Straße neben dem Maisfeld das Schild ZU VERKAUFEN. Nie mehr wird einer von ihnen auf dem Land
leben.
alle Rechte N. Arun
LandLeben 3
Ein Gast in Dangast kam ins Gästehaus und verliebte sich bis über beide Ohren in den rotbehaarten Kater Lucky.
Jeden Tag verließ er die Pension zur ALTEN POST unter hohen Bäumen in einem Garten mit Staphisagria, Fingerhut, Rhododendren und Buschrosen mit schwungvollen
Schritten, bester Laune, ein Lächeln auf den Lippen. Abends schlich er heimlich in die Küche der Gastgeber und streichelte voll Inbrunst das lange weiche Fell des Katers auf seinem weinroten
Ohrensessel.
So sollte es immer bleiben.
Als der Tag der Abreise nahte, blieb ein stechender Schmerz in seiner Brust, der nicht weichen wollte. Lucky, ach Lucky, seufzte er - eine Lösung musste her.
Am Morgen seiner Heimfahrt kam ihm das Glück zu Hilfe. Lucky querte die Straße als er seinen Koffer einlud - mit einem Griff landete der zeternde Kater im Kofferraum - die Klappe
fiel.
Fünf Stunden dauerte die Heimfahrt, Kater Lucky schwieg unterdes wie erstarrt. Im Hause seines Liebhabers fühlte er sich von Anfang an traurig, bedrückt - er
fraß kaum, regte sich nicht viel, nahm ab, vermied jeden Kontakt, war fast immer schnell unter Betten oder auf Schränken verschwunden. Am dritten Tag kam seine Chance, frühmorgens holte sein
Liebhaber Brötchen vom Bäcker, er vergaß die Tür ganz zuzuziehen.
Lucky setzte seine Pfote zwischen die Tür, zog sie mit Schwung auf und rannte los...
Drei Wochen später kam er völlig ausgezehrt mit abgewetzten blutigen Pfoten ins Gästehaus nach Dangast zurück. Er schlief sich eine ganze Woche aus und
vermeidet seitdem weite Touren - und die Liebe zu Gästen.
alle Rechte N. Arun